Gleichzeitig sieht er sich in der „Praterstraße“ im Bezirk „Schweiß“ die Straße kehren, an jenem Tag, als Erdbeeraroma und der Duft von frisch geschnittenem Gras alles durchziehen, wunderbar leicht, und nach einiger Zeit widerlich machen. Die Frau im weißen Mantel scheint entschlossen, seine Hände zu versorgen. Soll sie machen, wenn ihr daran liegt, mir dann aber endlich die Medizin gibt, daß ich losrennen kann. Abl beobachtet, wie sie eine Salbe auf die Handrücken streicht. Sorgsam und schmerzhaft streicht sie über ein Dickicht gläserner Nadeln, die in der Haut stecken, vielleicht Spitzen des Schilfs, das er halbherzig geschnitten hat. Die Spikel rühren durch das Streichen in der Haut und vermehren sich noch, und die Salbe, honigbraun glänzend, überzieht die aut und bringt keine Erleichterung. Über den Aufstrich will sie einen Verband legen, derer sie mehrere in unterschiedlichen Hauttönen bereit hat. Sie wählt lange, und ist mehrmals sehr unzufrieden mit ihrer Wahl. Zuletzt aber ist sie sehr zufrieden und hält Abls Hände hoch, dreht sie, und findet, sie habe es nicht schlecht getroffen. Der Verband ist als Verband nicht zu erkennen. Sie neigt sich zu Abl und flüstert: „Du bist das Beste, das mir passieren konnte!“ nimmt ihre Sachen zusammen, verstaut sie, und läßt ihn stehen. Und er versteht gar nichts.Der breite graue Resopalbalken an der Tür sagt ihm zu drücken. Es sind mehrere Kunden anwesend und mehrere weißmäntelige Magistrae, von denen eine sich um ihn kümmert. Natürlich fragt Abl sofort nach einem Thermometer und einer Arznei für das Kind, spricht hastig, ist vom Laufen außer Atem und drängt auf rasche Erledigung, aber die Apothekerin nimmt ruhig seine Hände in ihre und zieht sie näher heran. Sie wendet die Hände und besieht sich die Handrücken. Abl denkt, sie untersuche die Folgen seines MIßgeschicks mit dem Thermometer. Daß sie sich damit nicht aufhalte! Aber sie sieht weiter seine Hände an, zwischen ihren Augen die Medizinerfalte. Kein Wort Abls dringt in sie, indem sie sich ein Urteil über die Hände zu fassen sucht. Sie wirkt nicht mehr jung, die Polsterschicht ihres Gesichts recht tief, das Haar nicht sehr dicht, die Gesichtshaut unter schwerer Schminke. Er findet, sie riecht staubig. Aber das muß nicht so sein. Er ist ihr auch nicht so nahe, seine Hände über den Ladentisch gestreckt. Sie bittet ihn, ohne daß er das Gefühl hat, sie sähe ihn dabei an, zu einer wesentlich schmäleren Stelle der Theke. Da findet er, daß sie keinen wahrnehmbaren Geruch hat, jedoch ist ihm, als er sich aufrichtet, als sei ihm Erdbeeraroma in die Nase gekommen.Jedenfalls sitzt Abl an einem groben Tisch, wie sie im Freien aufgestellt werden, daß Wanderer sich daran niederlassen um eine Jause einzunehmen, und schüttelt die Säule eines Fieberthermometers herunter. Er schüttelt es und es geschieht, daß er das Thermometer mit Wucht auf die andere Hand schlägt, daß es zerbricht. Die Spitze bricht ab und der Bruchrand dringt ins Fleisch. So tritt Blut hervor und schimmert bläulich grün wie ein Fliegenleib, indem der Inhalt der Kapillare im Wundsaft zerfließt. Natürlich fürchtet Abl eine Vergiftung, und der Finger schreit auf, als wisse er schon, er werde sich von der Hand trennen müssen.
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