Der Mann, der Bücher aß 2Alles, was diesem alten Mann anhaftete, alle Erinnerungen, die ihn durchströmten, sein Wesen, seine Person, kamen auf mich, erbte ich in der kurzen Begegnung, weil ich nicht über die geringste Möglichkeit de Abgrenzung verfüge zu dem was mich, nah oder fern, in Zeit oder Raum, umgibt.
Daher glaube und empfinde ich, wissend, daß es nicht so ist, ich hätte die vielen Jahre eingemauert in den tiefen historischen Schichten der Stadt vegetiert, jeden Tag ein Buch aus der umfangreichen Bibliothek verzehrt; Seite für Seite; wiedergekäut, nicht gelesen. Der Inhalt der Tausenden Bücher der Bibliothek seines Vaters, die diesem nur zu Prunk und Protz gedient hatten, ist ebenso auf mich übergegangen wie die Erkenntnisse - er nennt sie „Leuchtereignisse“, die sich einstellten, als er, dessen Name „Sohn“ war, sie aß. Auch Sohn litt an der Eigenschaft keinerlei Grenzen aufbauen zu können. Jedes Buch, jedes Geräusch, alle Erinnerungen die seine Mutter weggesperrt glaubte, die Empfindungen seiner Mutter; ihr selbst ganz und gar unbekannt.
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Monica Cselley aka „Monica C. Abbalonga-Borboleta“ aka „blattlmwind“ - Dichterin - Visual Arts - LEISE KUNST Archiv
Juni 2020
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