Auf ebener Strecke fuhren wir neben Automobilen und überholten sie. Bergab stürzten wir, aber auch Steigungen nahm er, daß ich nicht glauben konnte ein Körper und seine zwei Beine und eine menschliche Lunge schafften uns voran. Wir fuhren eine zeitlang hinter einem rußenden LKW. Endlich, das beschwöre ich wie alles andere, scherte er mit einem Fluch aus, stieg derart in die Pedale, daß das Vorderrad über dem ich saß in die Luft stieg. Das hinderte ein Taxi nicht uns zu überholen und dabei beinah unter den Lastwagen zu drängen. Der Rikschafahrer schimpfte, drohte nach vorne, zur Seite und nach hinten, daß wir ziemlich schlingerten. Dann aber besann er sich und hatte nur noch das „Schwein“ vor Augen, wollte ihn um jeden Preis wieder überholen. Ich habe ähnliches nie zuvor erlebt. Mit welchen Kräften stand der Mann im Bunde? Die guten Geister jedenfalls, falls sie sich je in seiner Nähe aufgehalten haben, müssen ihn in diesem Augenblick verlassen haben. Er wollte nur noch das Fahrzeug zu Tode hetzen. Sicher fuhren wir weitläufige Umwege hinter dem flüchtenden Taxi her, dessen Fahrer sich anfangs noch überlegen gefühlt haben wird. Ein paar Mal hatten wir ihn schon überholt und versucht ihn auszubremsen, aber er hatte uns wieder überholt, und schließlich war der Rikschafahrer dazu übergegangen ihm nur noch dicht zu folgen.In einer Seitenstraße rief ihn einer an und wir hielten um eine Kiste Bier aufzunehmen. Mein Rikschafahrer war so vergnügt und stieg in die Pedale, daß es mir den Kopf zurückbog. Er aber fing mein Hinterhaupt mit seiner Stirn auf und balancierte mich so lange bis wir ordentlich Fahrt aufgenommen hatten, und die Beschleunigung, sein Treten und das Schwanken des Fahrrads sich beruhigt hatten; bis wir nur noch dahinschossen, in Kurven gingen, dabei manchmal auch schlitterten, uns aber immer auch wieder fingen und weiterfuhren, als sei alles nur ein Tanz; jeder Rutscher ausgemacht, und jedes Hindernis eine Freude. Lacken ließ er sich nicht entgehen. Er warnte mich, oder wies mich auf die bevorstehende Freude hin; fuhr nötigenfalls Schlingen um keine Pfütze auszulassen.
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